Schwierige IV-Zugänge: Ist die ultraschallgeführte Katheteranlage die Antwort?

1. Die Vorteile von Ultraschall beim Anlegen peripherer intravenöser Katheter

Üblicherweise erfolgt die Anlage von peripheren Venenkathetern nach einer visuellen Inspektion und Palpation der Extremität, um die Vene zu lokalisieren.⁴ Dank der Ultraschallunterstützung können medizinische Fachkräfte jedoch auch das erkennen, was Dr. van Loon als „unsichtbare Venen“ bezeichnet, d. h. Venen, die mit bloßem Auge von außen nicht zu erkennen sind.³

Laut einer Studie, an der Dr. van Loon beteiligt war, lassen sich mit dieser Innovation der ultraschallgeführten Katheteranlage im Vergleich zu herkömmlichen Methoden (70 %) deutlich höhere Erfolgsraten (81 %) erzielen.⁴

„Noch interessanter ist jedoch,“ so Dr. van Loon, „dass Ultraschall vor allem bei Patienten von Vorteil ist, bei denen die Katheteranlage sehr schwierig ist.“³ Dr. van Loon und seine Kollegen fanden auch heraus, dass eine ultraschallgeführte Anlage von peripheren intravenösen Kathetern:⁴

• Die Anzahl der Punktionsversuche verringert
• Den Zeitaufwand für das Legen eines intravenösen Zugangs verringert
• Die Patientenzufriedenheit erhöht
• Keinen Einfluss auf das Risiko von Komplikationen hatte

Erfahren Sie mehr über den Einsatz der ultraschallgeführten Katheteranlage in Gefäßzugangsteams: Gefäßzugangsteams in der Notaufnahme – wie wirkungsvoll sind sie?

2. Die Lernkurve: Schulung von Pflegekräften zur ultraschallgeführten Katheteranlage

 „Bekanntlich reicht es nicht aus, eine Ultraschallsonde auf dem Arm eines Patienten zu platzieren, um automatisch einen korrekten Gefäßzugang zu legen“, betont Dr. van Loon. „Was benötigen medizinische Fachkräfte also, um Kompetenzen im Bereich der ultraschallgeführten Anlage peripherer intravenöser Katheter zu entwickeln?“³

Dr. van Loon führte eine systematische Literaturrecherche durch, auf deren Grundlage er einen evidenzbasierten Ausbildungsplan entwickelte, der die Kompetenzen des Pflegepersonals verbessern soll. Dieser beinhaltet:⁵

• 1 Stunde didaktische Schulung: Vorträge zu den Themen Physik des Ultraschalls, Gefäßanatomie und Anwendung der Technik der ultraschallgeführten Katheteranlage
• 2 Stunden praktisches Training: Identifizierung von Venen am lebenden Modell ohne Katheteranlage, gefolgt von einer praktischen Übung der Katheteranlage an einem nichtmenschlichen Gewebemodell
• 10 Katheteranlagen unter Anleitung: Lebensnahe Szenarien, unter Aufsicht durchgeführte ultraschallgeführte Anlagen von intravenösen Venenzugängen an der oberen Extremität, einschließlich bei Patienten mit bekanntermaßen schwierigen IV-Zugängen

Dr. van Loon und seine Kollegen wandten diese Schulung bei einer Gruppe von 49 Pflegekräften an, um herauszufinden, wie viele ultraschallgeführte Anlagen von peripheren IV-Kathetern die einzelnen Teilnehmer am lebenden Modell vornehmen mussten, um die nötige Kompetenz zu erlangen.⁶

Im Rahmen dieser Studie wurde Kompetenz definiert als das Verhältnis zwischen dem geringsten Zeitaufwand für das Anlegen eines peripheren intravenösen Katheters und der höchsten Erfolgsrate beim ersten Versuch.^3,6

Dr. van Loon stellte fest, dass die Lernkurve bei der ultraschallgeführten Katheteranlage „ziemlich steil“ ist.³ Die Pflegekräfte konnten bereits nach 34 Vorgängen als kompetent eingestuft werden. Die Zeit für die Anlage verkürzte sich von fast 15 auf rund 3 Minuten.⁶

Außerdem betrug die Erfolgsquote bei der Erstpunktion nach der Schulung 93 %.⁶ Bei Patienten mit schwierigem IV-Zugang stieg dieser Wert sogar auf 94 %.⁶ Ohne den Einsatz von Ultraschall betrug die Erfolgsrate bei diesen Patienten nur 6 %.⁶

Erfahren Sie mehr über die korrekte Anlage peripherer intravenöser Katheter: Der europäische Konsens zu den Empfehlungen für die ordnungsgemäße Indikation und Verwendung von Systemen für periphere Venenzugänge (ERPIUP)

3. Sollte die ultraschallgeführte Katheteranlage von allen Pflegekräften und bei allen Patienten angewendet werden?

Dr. van Loon erklärte, dass er ungeachtet dieser Erkenntnisse „kompetent“ nach wie vor nicht mit „fachlich spezialisiert“ gleichsetzen könne.³

„Es bedarf weitaus mehr Erfahrung über einen längeren Zeitraum, um ein echter Experte für die ultraschallgeführte Katheteranlage zu werden“, so Dr. van Loon.³

Aus diesem Grund plädierte er dafür, dass nur gut ausgebildete und erfahrene medizinische Fachkräfte, z. B. Mitglieder eines Gefäßzugangsteams, die Katheteranlage bei Patienten mit schwierigem IV-Zugang vornehmen sollten.³

Er erklärte auch, dass gerade bei diesen Patienten (mit schwierigem IV-Zugang) eine Kontrolle mittels Ultraschall erforderlich ist.³ Obgleich das Gefäßzugangsmanagement immer patientenorientiert sein sollte, zog Dr. van Loon den Schluss, dass eine Entscheidung für den Einsatz von Ultraschall auf einer sorgfältigen Bewertung der Behandlungsindikation sowie der Merkmale und des Risikoprofils des jeweiligen Patienten beruhen sollte.³

Über BD MACOVA 2022

Der BD MACOVA-Kongress 2022 fand vom 8. bis 10. Juni in Berlin statt und empfing über 300 Gäste und 31 Redner aus 35 Ländern.

Die Veranstaltung hat eine lange Tradition, bei der führende Unternehmen im Bereich des Gefäßzugangs (VA, Vascular Access) ihre Erfahrungen und Einblicke in das Gefäßzugangsmanagement (VAM, Vascular Access Management) mit jenen teilen, die den Einsatz von Gefäßzugangssystemen und -dienstleistungen in ihren Krankenhäusern erweitern möchten.

Das diesjährige Thema war die Schaffung einer Gemeinschaft von VAM-bassadors (VAM-Botschaftern), die zur Verbesserung der Patientenergebnisse beitragen sollen.

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