Neue Umfrage bestätigt anhaltenden Mangel bei Medizinprodukten und Medikamenten in Europa

Weltweit stehen Länder im Hinblick auf die Versorgung mit notwendigen medizinischen Produkten vor zahlreichen Herausforderungen, wie z. B. Lieferengpässen und -ausfällen.1 Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation liegt eine Mangelsituation vor, wenn die Nachfrage das Angebot an einem beliebigen Punkt in der Versorgungskette übersteigt.2 

Dies kann zu Bestandslücken oder „zum vollständigen Fehlen eines Medikaments, Gesundheitsprodukts oder Impfstoffs am Ort der Bereitstellung für den Patienten“ führen.2 Eine Umfrage der Europäischen Vereinigung der Krankenhausapotheker (EAHP) aus dem Jahr 2023 befasst sich ausführlich mit dem Problem der Unterversorgung mit Medizinprodukten und Medikamenten auf regionaler Ebene. 

Die wichtigsten Erkenntnisse sind nachstehend aufgeführt: 

Droht in Europa ein zunehmender Mangel an Medikamenten?

Die EAHP befragte 1.497 Krankenhausapotheker sowie andere medizinische Fachkräfte, Patienten und deren Betreuer in 36 verschiedenen Ländern, um ein besseres Verständnis für den Mangel an Medizinprodukten und Medikamenten in europäischen Krankenhäusern zu erhalten. Laut der Umfrage hatten 95 % der Apotheker auch 2023 noch mit einem Mangel an Medikamenten zu kämpfen. 

86 % der Befragten gaben an, dass sie 2014 mit Medikamentenengpässen konfrontiert waren. Dieser Anteil stieg 2018 auf 90 % und 2019 auf 95 %, seitdem blieb er auf diesem Niveau.3 Über die Hälfte der Apotheker verzeichnete 2022 mehr als zehn Mal Engpässe bei Medikamenten, die nur von einem Hersteller vertrieben werden.3 

Die Apotheker nannten Antibiotika, Schmerzmittel und Anästhetika als die Arzneimittel, bei denen es am häufigsten zu Versorgungsengpässen kam.3 Die Befragten waren der Meinung, dass Probleme bei der Herstellung, globale Verknappungen von pharmazeutischen Wirkstoffen und Probleme innerhalb der Lieferkette die Hauptursachen für den Mangel an Medikamenten waren.3 

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Prognose von Engpässen bei Medizinprodukten

61 % der Krankenhausapotheker gaben an, dass Engpässe bei Medizinprodukten in ihrem Krankenhaus ein Problem darstellen. Dabei nannten sie Probleme innerhalb der Lieferkette und die Abkündigung von Produkten als maßgebliche Faktoren.3 

Es ist bekannt, dass die benannten Stellen aufgrund von Kapazitätsproblemen Schwierigkeiten haben, ältere und neue Medizinprodukte gemäß der europäischen Medizinprodukteverordnung (EU-MDR) 2017/745 zu zertifizieren bzw. zu rezertifizieren.3 

Dies könnte zur Folge haben, dass Medizinprodukte vom Markt genommen werden müssen, wenn sie nicht vor Ablauf der Übergangsfrist zertifiziert sind. Diese endet am 31. Dezember 2027 für Produkte mit erhöhtem Risiko und am 31. Dezember 2028 für Produkte mit mittlerem und niedrigerem Risiko.3 

Darüber hinaus gaben 71 % der Apotheker an, dass die Hersteller nur selten über Lieferengpässe von Medizinprodukten informieren; 2 % der Befragten erhielten hierzu gar keine Benachrichtigung.3 

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Wie wirken sich Engpässe bei Medizinprodukten und bei Medikamenten auf die Patientenversorgung aus?

Bei 55 % der befragten Patienten gab es während ihrer Behandlung Probleme mit der Verfügbarkeit von Medikamenten und bei 45 % mit der Verfügbarkeit von Produkten. In 37 % der Fälle beeinträchtigte der Medikamentenmangel die medizinische Versorgung.3 

Die meisten Befragten stuften den Schweregrad des Mangels an Medizinprodukten und Medikamenten in ihrem Krankenhaus als mäßig oder schwer ein, wobei auch viele ihn als mild bewerteten.3 

Laut den Umfrageergebnissen gehörten zu den am häufigsten berichteten Auswirkungen auf die Patientenversorgung aufgrund von Medikamentenmängeln Verzögerungen und eine nicht optimale Behandlung und sogar eine vollständige Einstellung der Behandlung.3 Die medizinischen Fachkräfte berichteten auch von einer längeren Aufenthaltsdauer und von unerwünschten Ereignissen wie Medikationsfehlern, Behandlungsfehlern und sogar von Todesfällen.3 

Im Falle eines Medikamentenmangels haben 58 % der Apotheker, 59 % der Ärzte und 50 % der Pflegekräfte keinen Notfallplan für eine therapeutische Substitution.3  

Die Mehrheit der medizinischen Fachkräfte, die an der Umfrage teilnahmen, mussten jedoch klinische Änderungen vornehmen, um diese Engpässe zu bewältigen, wie z. B. die Umstellung auf ein alternatives, möglicherweise weniger wirksames Medikament, die Umstellung von der intravenösen auf die orale Form eines Medikaments oder eine Änderung des Verabreichungsprotokolls.3 

Verweise

  1. World Health Organisation. Access to medicines and health products. Accessed 17 January 2024 at: https://www.who.int/our-work/access-to-medicines-and-health-products.
  2. World Health Organisation. Meeting Report: Technical Definitions of Shortages and Stockouts of Medicines and Vaccines. Published 5 October 2016. Accessed 17 January 2024 at: https://cdn.who.int/media/docs/default-source/medicines/meeting_report_october_shortages.pdf?sfvrsn=1a902eab_3&download=true.
  3. European Association of Hospital Pharmacists. EAHP 2023 Shortage Survey Report: Shortages of medicines and devices in the hospital sector – prevalence, nature and impact on patient care. Accessed 17 January 2024 at: https://www.eahp.eu/sites/default/files/shortages_survey_report_final.pdf.

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