Neue Pflegerichtlinien empfehlen häufigere Oberflächenkontrollen

Eine Verunreinigung mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln stellt in Europa ein großes Gesundheitsrisiko für medizinisches Personal dar1. Schätzungen zufolge sind mehr als 12,7 Millionen Mitarbeiter potenziell karzinogenen, mutagenen oder reproduktionstoxischen Stoffen ausgesetzt1. Von diesen sind laut einer Schätzung des europäischen Regionalbüros der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ca. 7,3 Millionen in Europa tätige Pflegekräfte und Hebammen2. Pflegekräfte bilden die am stärksten belastete Gruppe der Beschäftigten im Gesundheitswesen1.

Die Folgen der Exposition gegenüber diesen Arzneimitteln sind die Hauptursache für gesundheitsgefährdende Zwischenfälle in Krankenhäusern1. So erhielten im Jahr 2012 schätzungsweise 91.000 – 150.500 Menschen eine Krebsdiagnose, nachdem sie an ihrem Arbeitsplatz in der EU krebserregenden Stoffen ausgesetzt waren3. Im gleichen Jahr wurden 57.700 – 106.500 Todesfälle durch berufsbedingte Krebserkrankungen gemeldet, die damit die häufigste berufsbedingte Todesursache in der EU darstellen3.

Eine Kombination verschiedener Sicherheitsmaßnahmen könnte jedoch dazu beitragen, die Exposition gegenüber gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln und den damit verbundenen Gesundheitsrisiken maßgeblich zu vermeiden. Dazu gehören unter anderem4:

  • Verstärkte Risikobewertungen
  • Verstärkter Einsatz persönlicher Schutzausrüstung (PSA)
  • Verwendung von Systemen bei der Verabreichung, die einen vollständigen Schutz bieten, z. B. geschlossene Systeme für den Medikamententransfer (CSTD)
  • Sichergestellte Umsetzung von Reinigungsprotokollen auch in den Verwaltungsbereichen
  • Durchführung regelmäßiger Oberflächenkontrollen

Laut einer Umfrage des Europäischen Netzwerks für Biosicherheit aus dem Jahr 2019 unter Apothekern und Leitern onkologischer Abteilungen gibt es jedoch nur in 55 % der europäischen onkologischen Ambulanzen regelmäßige Oberflächenkontrollen hinsichtlich Verunreinigungen mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln4.

Neue Pflegerichtlinien für die Oberflächenkontrolle in Pflegeeinrichtungen

Das spanische Forschungsinstitut für Krankenpflege hat in Zusammenarbeit mit dem Rat für Krankenpflege einen Leitfaden zur Oberflächenkontrolle im Hinblick auf Verunreinigungen mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln entwickelt. Dieses Dokument ist als Ergänzung der folgenden Publikation gedacht: „Kontrolle der Oberflächenkontamination für die Zubereitung gesundheitsgefährdender Arzneimittel in Krankenhausapotheken. Eine einvernehmliche Stellungnahme. Praxisleitlinien der spanischen Gesellschaft der Krankenhausapotheker (SEFH)1.”

Der Leitfaden ist als Hilfe für Pflegekräfte gedacht, um Verunreinigungen mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln bei der Zubereitung außerhalb der Apotheken, beim Transport, der Verabreichung und der Entsorgung in den verschiedensten Krankenhausbereichen und, soweit zutreffend, im häuslichen Umfeld zu erkennen und zu überwachen1. Diese Pflegeleitlinien erläutern das Qualitätsverfahren zur Oberflächenkontrolle hinsichtlich Verunreinigungen mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln1.

Zur Verbesserung der Sicherheit von Pflegekräften, die gesundheitsgefährdende Arzneimittel vorbereiten, verabreichen und entsorgen, stellt der Leitfaden Informationen zur Überwachung verschiedener Arzneimittelarten, zur Häufigkeit von Oberflächenkontrollen und zu Verfahren zur quantitativen Kontrolle hinsichtlich Verunreinigungen zur Verfügung1.

Welche Arten gesundheitsgefährdender Arzneimittel müssen überwacht werden?

Bei der Oberflächenkontrolle ist die Auswahl der Arzneimittel wichtig. Leider versäumen 23 % der befragten Klinikärzte die Kontrolle der am häufigsten verwendeten und gefährlichsten Arzneimittel4.

Laut Tamara Domingo, Mitglied des spanischen Forschungsinstituts für Krankenpflege und Koordinatorin des Leitfadens, „können nicht sämtliche gesundheitsgefährdendeArzneimittel in Krankenhäusern überwacht werden. Es muss eine Liste mit Zielmedikamenten erstellt werden. Auf diese Weise muss jede Einrichtung die am häufigsten verwendeten Medikamente erfassen und diejenigen auswählen, die für die Oberflächenkontrolle verwendet werden6.”

Darüber hinaus empfiehlt der Leitfaden, zumindest Cyclophosphamid als Substitutionsmarker zu überwachen, um die Oberflächenverunreinigung in Bereichen zu kontrollieren, in denen Medikamente verabreicht werden2.

Wie oft sollte eine Oberflächenkontrolle durchgeführt werden?

Die United States Pharmacopeia empfiehlt unter Allgemeines, Kapitel <800> über den Umgang mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln in Krankenhäusern (USP <800>), mindestens alle 6 Monate eine Kontrolle hinsichtlich Oberflächenverunreinigungen durchzuführen6. In nahezu der Hälfte (46 %) aller europäischen Krankenhäuser werden solche Oberflächenkontrollen jedoch nur einmal jährlich durchgeführt4.

Die Verfasser des Leitfadens zur Oberflächenkontrolle hinsichtlich Verunreinigungen mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln empfehlen, die Häufigkeit der Probenentnahme an das Risikoprofil des zu überwachenden Bereichs anzupassen1. Bei einem hohen Risikoprofil sollten die Kontrollen ein- oder mehrmals wöchentlich durchgeführt werden1. Bei einem mittleren Risiko werden Kontrollen zwei- oder dreimal monatlich empfohlen1. Bei einem niedrigen Risiko ist eine einmalige Kontrolle im Monat ausreichend1.

Dieser praktische Leitfaden bietet Ihnen nützliche Tipps für die Umsetzung oder Verbesserung Ihrer Oberflächenkontrollen in Pflegebereichen außerhalb der Apotheken, in denen gesundheitsgefährdende Arzneimittel zubereitet, verabreicht und entsorgt werden. Ziel ist es, dem Pflegepersonal ein hohes Maß an Schutz im Umgang mit gesundheitsgefährdenden Arzneimitteln zu bieten und gleichzeitig eine adäquate Patientenversorgung zu gewährleisten1.

Nachfolgend finden Sie einige der wichtigsten Punkte auf Englisch und Spanisch.

 

 

 

Verweise

  1. Domingo T, Fontán G, Enríquez M, et al. Guide for Monitoring Surfaces for Hazardous Drug Contamination. 1st ed. Spanish Nursing Research Institute, Spanish General Council of Nursing; 2021.
  2. WHO Regional Office for Europe. Nursing and midwifery: Data and statistics. 2021. Accessed on 24 December 2021, at https://www.euro.who.int/en/health-topics/Health-systems/nursing-and-midwifery/data-and-statistics
  3. European Commission. Safer and Healthier Work for All – Modernisation of the EU Occupational Safety and Health Legislation and Policy; 10 January 2017.
  4. European Biosafety Network. Observatory on current biosafety practice in European Oncology; 2019.
  5. DiarioFarma. Elaboran una guía para la monitorización de superficies con medicamentos peligrosos. 26 October 2021. Accessed on 22 December 2021, at https://www.diariofarma.com/2021/10/26/superficies-peligrosas
  6. United States Pharmacopeia Convention. USP <800> Hazardous drugs—handling in healthcare settings. In: Second Supplement to United States Pharmacopeia and National Formulary (USP USP 42—NF 37); 2019.

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