Chemotherapie: Wie schneiden total implantierbare Portsysteme (TIVAPs) im Vergleich zu anderen zentralvenösen Kathetern (ZVK) ab?

Die Wahl des zentralvenösen Gefäßkatheters für die Verabreichung intravenöser Chemotherapeutika

Obwohl die Vorteile zentralvenöser Kathetern gegenüber periphervenösen Gefäßzugängen für die Verabreichung von Chemotherapeutika erwiesen sind, gab es Bedenken hinsichtlich möglicher Komplikationen.

Thrombotische Komplikationen bei ZVK-Anlagen können zu lebensbedrohlichen Folgeschäden führen. Die vorzeitige Entfernung eines zentralvenösen Zugangs kann zu einer Störung des Ablaufs der Chemotherapie führen und somit möglicherweise die Therapie gefährden.

Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen, sind aufgrund ihres geschwächten Immunsystems besonders anfällig für nosokomiale Infektionen. Die Mortalitätsrate von ZVK-assoziierten Blutbahninfektionen (Central Line-Associated Bloodstream Infections, CLABSI) liegt in den USA bei 12 bis 25 %, was sie zu einer der tödlichsten nosokomialen Infektionen macht1.

Bis vor kurzem fehlten fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wahl des zentralvenösen Kathetersystems zur Verabreichung intravenöser Chemotherapeutika. Die verschiedenen zentralvenösen Zugangssysteme variieren in Bezug auf Sicherheit, Lebensqualität und Kosteneffizienz.

Bewertung von vier zentralvenösen Zugangssystemen

Yeow et al. nahmen eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) vor, in denen die folgenden Gefäßzugangssysteme untersucht wurden2:

  1. Nicht-getunnelte Zentralvenenkatheter
  2. Peripher eingeführte Zentralvenenkatheter (PICC)
  3. Vollständig implantierbare Venenzugangsports
  4. Getunnelte ZVK

Die oben genannten Zugangssystemtypen wurden anhand folgender Kriterien verglichen: Komplikationsraten, Lebensqualität und Kosteneffizienz. Die Autoren berücksichtigten 11 RCTs (12 Studien) mit insgesamt 2.585 Patienten, von denen die Mehrheit Frauen im Alter von 36 bis 70 Jahren waren.

Ergebnisse

Katheterbedingte Komplikationen: Wie schneiden implantierte Portsysteme (TIVAPs= totally implantable venous-access ports) im Vergleich ab?

Diese allgemeine Meta-Analyse ergab, dass TIVAPs insgesamt geringere Komplikationsraten aufwiesen als PICCs und getunnelte ZVK. Des Weiteren mussten weniger TIVAPs aufgrund von Komplikationen mit dem System entfernt werden als bei den drei anderen Gefäßzugangssystemen.

Bei PICCs, getunnelten ZVKs und nicht-getunnelten ZVKs war die Wahrscheinlichkeit thrombotischer Komplikationen höher als bei implantierten Portsystemen. Absteigend nach der Häufigkeit mechanischer Komplikationen geordnet ergibt sich bei den verschiedenen Systemen folgendes Bild: nicht-getunnelte ZVK, PICCs, TIVAPs und getunnelte ZVK.

Bei Patienten, bei denen PICCs gelegt wurden, war die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Infektionen (d. h. CLABSIs) am geringsten im Vergleich zum Auftreten von Infektionen bei Patienten, bei denen ein anderer Gefäßzugang zum Einsatz kam.

Lebensqualität: Wie schneiden implantierbare Portsysteme im Vergleich ab?

Hinsichtlich der Lebensqualität zeigte sich, dass durch implantierte Portsysteme im Vergleich zu getunnelten ZVK die täglichen Aktivitäten weniger eingeschränkt waren. Bei der Bewertung der Lebensqualität mittels des EORTC QLQ-C30

(European Organisation for Research and Treatment of Cancer) ergaben sich keine Unterschiede zwischen TIVAPs und PICCs.

Kosten-Nutzen-Verhältnis: Wie schneiden implantierbare Portsysteme im Vergleich ab?

Es wurde geschätzt, dass die Gesamtkosten bei implantierten Portsystemen (TIVAPs) niedriger sind als bei getunnelten ZVKs. Im Vergleich mit TIVAPs wiesen PICCs unter Berücksichtigung der Gesamtverweildauer höhere Gesamtkosten auf.

Mehr zu diesem Thema: PICC-Katheter oder Portkatheter: Welcher eignet sich besser für Krebspatienten?

Was bedeuten diese Ergebnisse im Hinblick auf Chemotherapien?

Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse ergaben, dass implantierbare Portsysteme das beste Sicherheitsprofil aller vier untersuchten zentralvenösen Zugangssysteme aufweisen. Trotz der im Vergleich zum PICC höheren Raten von CLABSIs, empfehlen die Autoren die Verwendung von implantierten Portsystemen als Standardversorgung für Patienten, die eine intravenöse Chemotherapie erhalten. Gleichwohl weisen sie darauf hin, dass PICCs in bestimmten Situationen zum Einsatz kommen könnten, da die Wartezeit bei der Verwendung dieses Systems kürzer ist als bei Ports.

Erfahren Sie mehr über diese umfassende Übersichtsarbeit und Meta-Analyse von Yeow et al: Volltext der Studie lesen

 

Verweise

  1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Vital signs: central line-associated blood stream infections–United States, 2001, 2008, and 2009. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 2011;60(8):243-248.
  2. Yeow M, Soh S, Yap R, et al. A systematic review and network meta-analysis of randomized controlled trials on choice of central venous access device for delivery of chemotherapy. J Vasc Surg Venous Lymphat Disord. 2022;10(5):1184-1191.e8. doi:10.1016/j.jvsv.2022.03.007

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