Wenn Sie bei sich einen Knoten in der Brust festgestellt haben oder Ihr Arzt Ihnen mitgeteilt hat, dass bei einer Routineuntersuchung auf der Mammographie oder dem Ultraschallbild eine Abweichung entdeckt wurde, müssen Sie möglicherweise eine Brustbiopsie durchführen lassen. Voraussichtlich werden zwecks näherer Informationen über die Läsion zunächst weitere Untersuchungen, z. B. eine zweite Mammographie oder Ultraschallabtastung, vorgenommen. Wenn jedoch die Merkmale der Läsion oder des von Ihnen ertasteten Knotens bei diesen Untersuchungen auf einen Krebsverdacht hinweisen oder zum Stellen einer Diagnose nicht eindeutig genug sind, kann eine Biopsie erforderlich sein. Dieses Szenario mag für Sie entmutigend sein, wir hoffen jedoch, dass diese Informationen hilfreich sind, damit Sie wissen, was Sie nach einer Brustbiopsie erwartet.
Was ist eine Brustbiopsie?
Die Biopsie dient zur Entnahme einer Probe aus der Läsion oder des tastbaren Knotens, um festzustellen, ob es sich um Krebs oder eine gutartige Läsion handelt. In den meisten Fällen (vier von fünf Frauen) wird der Verdacht auf Krebs nicht bestätigt.1 Es gibt verschiedene Arten der Biopsien, wobei das von Ihrem Arzt empfohlene Verfahren aus der bildgebenden Untersuchungen hervorgehenden Merkmalen der Läsion oder des tastbaren Knotens abhängt. Prinzipiell können Brustbiopsien auf zwei Arten erfolgen: durch Punktion und durch einen chirurgischen Eingriff.
Bei einer durch Punktion durchgeführten Biopsie können verschiedene Arten von Nadeln verwendet werden – Feinnadel, Stanznadel und Vakuumnadel. Bei einer Feinnadelpunktion werden Flüssigkeit oder Zellen aus der Brust extrahiert (in diesem Fall handelt es sich nicht um eine „Biopsie” als solche, sondern um eine so genannte Feinnadelaspiration oder Zytopunktion – FNA). Bei der Stanzbiopsie werden Gewebeproben aus der Läsion entnommen. Auch beim Einsatz von Vakuumbiopsieverfahren erfolgt die Entnahme von Gewebeproben, dies allerdings in größerer Menge und besserer Qualität als bei der Stanzbiopsie. Mit diesem Verfahren kann die Läsion oder der Knoten vollständig entfernt werden. Und in einigen Fällen erscheint es dem Facharzt sinnvoll, einen kleinen Marker oder Clip an der Stelle der ehemaligen Läsion in der Brust zu belassen, um sie gegebenenfalls später wieder lokalisieren zu können.
Biopsien im Rahmen einer Operation nennt man chirurgische Biopsien. Diese erfordern stets einen Krankenhausaufenthalt und finden im OP statt, da es sich dabei um offene Chirurgie handelt. Falls der durchführende Facharzt dies bei den genannten Biopsiearten für nötig hält, kommt dabei zur Lokalisierung der Läsion in der Brust ein bildgebendes Verfahren zum Einsatz (Ultraschall, MRT oder ein so genanntes „Stereotaxiegerät” zur Lokalisierung der Läsion mittels Mammographie). Dies dient zur Orientierung des Arztes bei der Probeentnahme. Liegt der Knoten dicht unter der Haut und ist leicht zu ertasten, kann eventuell auf dieses Bildverfahren verzichtet werden.
Wie hoch ist die diagnostische Genauigkeit der Biopsie?
Die offene Chirurgie, die Stanzbiopsie und die Vakuumbiopsie besitzen ein vergleichbares Maß an diagnostischer Genauigkeit zur Bestätigung eines Krebsverdachts, wobei dies stets von der Art der Läsion abhängt. Durch die chirurgische Biopsie lassen sich mindestens 98% der Krebsfälle sicher nachweisen, durch die Nadelbiopsie und Vakuumbiopsie lassen sich je nach angewandter Methode 97% – 99% diagnostizieren.1
Welche Komplikationen können bei Nadelbiopsien auftreten?
Die häufigsten Komplikationen bei Nadelbiopsien sind Blutergüsse, Blutungen aus der Wunde und leichte Schmerzen. Gravierendere Komplikationen sind selten; weniger als 2% der Frauen, die sich einer Stanzbiopsie oder vakuumunterstützten Nadelbiopsie unterziehen, weisen behandlungsbedürftige schwere Blutergüsse, Blutungen oder Infektionen auf.1 Die meisten Frauen haben nach einer Nadelbiopsie keine signifikanten Schmerzen und kommen in der Regel ohne Schmerzmittel aus1. Wer allerdings Schmerzmittel gegen die Beschwerden nach der Biopsie braucht, sollte auf gerinnungsverändernde Medikamente, wie z. B. Aspirin oder aspirinhaltige Medikamente verzichten, da sie den Bluterguss verschlimmern können.
Was geschieht nach der Biopsie?
Nach einer Stanzbiopsie oder einer Vakuumbiopsie erhalten Sie einen Verband und die Empfehlung, etwa 60 Minuten lang Druck auf den Bereich auszuüben, um das Risiko von Blutungen und Blutergüssen zu verringern.2 Der Verband muss mindestens 24 Stunden lang angelegt bleiben. Zur Beschleunigung der Abheilung sollte über zwei Tage und zwei Nächte nach der Operation ein gut sitzender BH getragen werden. Über die mögliche Beeinträchtigung Ihrer täglichen Aktivitäten brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Vermeiden Sie jedoch an den ersten beiden Tagen (oder so lange wie vom ausführenden Arzt empfohlen) anstrengende Tätigkeiten. Die Bildung eines Blutergusses nach der Biopsie ist normal. Wie jedes andere Hämatom klingt es nach einigen Tagen langsam ab und verschwindet schließlich ganz. Dabei sollte man stets unbedingt die Empfehlungen des Behandlungsteams, das die Biopsie durchgeführt hat, befolgen.
Es ist normal, dass man sich wegen des Eingriffs Sorgen macht. Viele Frauen bestätigen, dass eine Biopsie für sie eine körperliche bzw. mentale Belastung darstellt.2 Studien zufolge geben viele jedoch einer Vakuumbiopsie den Vorzug vor einer chirurgischen Biopsie,2und 97% sind mit dem endgültigen ästhetischen Ergebnis nach dem vollständigen Verschwinden des Hämatoms und der kleinen Hautnarbe zufrieden.2
Wann erhalte ich den Befund?
Nach der Biopsie wird die Probe in die anatomische Pathologie geschickt und dort von einem Fachpathologen unter dem Mikroskop analysiert, damit eine vollständige Diagnose gestellt und die Läsion als krebsartig oder nicht krebsartig bestätigt werden kann. Danach verfasst er einen Bericht an den Arzt, der die Biopsie durchgeführt hat. Nach einer Biopsie sollte man sich in Geduld üben, denn der Befund kann mehrere Tage (normalerweise ein oder zwei Wochen) auf sich warten lassen. Nach Erhalt des Befunds wird Ihr Arzt Ihnen bei einem Termin den nächsten Schritt erklären. Wenn Sie meinen, dass Sie an diesem Tag Unterstützung brauchen, sollten Sie sich von einer vertrauten Person begleiten lassen – ein bekanntes Gesicht kann bei der Mitteilung des Befunds viel ausmachen.
Der Biopsiebefund ist Teil einer Dreifachdiagnostik des Brustknotens bzw. der bei der Mammographie entdeckten Abweichungen. Zur Bestätigung der Diagnose werden zur Biopsie die klinische Beurteilung durch Ihren Arzt sowie die Aufnahmen aus Ultraschall, Mammographie oder anderen bildgebenden Untersuchungen hinzugenommen. Möglicherweise stimmen die Ergebnisse dieser Dreifachdiagnostik nicht überein. In diesem Fall sind zum Erhalt einer endgültigen Diagnose weitere Untersuchungen erforderlich.
Je nach Resultat ist eventuell nach der Biopsie eine Nachbeobachtung über einen bestimmten Zeitraum von meist maximal 2 Jahren erforderlich. Dies hängt jedoch von den Anweisungen Ihres Arztes ab. In anderen Fällen muss eine erneute Biopsie oder, falls der Befund der Punktionsbiopsie nicht ausreicht bzw. der Krebsverdacht trotz gutartigem Befund weiterhin besteht, sogar eine chirurgische Biopsie durchgeführt werden. Ist der Befund Krebs, wird Ihr Arzt die für Sie am besten geeignete Behandlung mit Ihnen besprechen, weitere Tests zur Abklärung des Ausmaßes der Erkrankung veranlassen und Ihnen während des gesamten Diagnose- und Behandlungsvorgangs die erforderliche Unterstützung zukommen lassen.
Vielleicht sind Sie trotz des Befunds, der die biopsierte Läsion als nicht krebsartig einstuft, weiterhin besorgt. Sprechen Sie bitte unbedingt mit Ihrem Behandlungsteam darüber, denn dort kann man Ihnen Unterstützung geben, Sie beruhigen und empfehlen Ihnen die für Ihr Alter, Ihre medizinische und familiäre Vorgeschichte am besten geeignete Vorgehensweise. Weitere Informationen über Brustläsionen und die verschiedenen Arten der Brustbiopsie finden Sie auf unserer Website.
Literaturhinweise
- Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) May 2016 Having a Breast Biopsy. A Review of the Research for Women and Their Families accessed 25/02/2017 @ https://effectivehealthcare.ahrq.giv/ehc/producrs/543/2234/breast-biopsy-update-160524.pdf
- Eller A., Janka R., and Lux M., et al. 2014 Stereotactic Vacuum-assisted breast biopsy (VABB) – A patients’ survey. Anticancer Research 34,7, pp. 3831-3837.