Unabhängig von Alter oder Lebensstil ist es durchaus wahrscheinlich, dass Sie irgendwann in Ihrem Leben einmal Schmerzen in der Brust haben werden. “Mastodynie” (die wissenschaftliche Bezeichnung für Brustschmerzen) ist häufiger als man denken mag und tritt bei rund 70% aller Frauen auf.1
Diese Schmerzen können von leicht bis sehr stark reichen. Was aber ist ein „stechender Schmerz“? Manchmal lässt sich nicht ganz einfach bestimmen, ob ein Schmerz in der Brust „stechend“ ist oder nicht. Gewöhnlich handelt es sich dabei um ein akutes Schmerzempfinden, das in der Regel mehrere Sekunden oder weniger andauert.
Stechende Schmerzen in der Brust sind nicht nur unangenehm, sondern können Anlass zur Sorge geben: Beruhen sie lediglich auf einem Atem- oder Muskelproblem oder sind sie vielleicht ein Hinweis auf Krebs? Tatsache ist, dass Schmerzen allein selten ein Symptom von Brustkrebs sind. Laut aktuellen Studien berichten nur sechs Prozent der Frauen mit kürzlich erfolgter Brustkrebsdiagnose von Brustschmerzen.2
Was also könnte der Anlass für dieses Stechen in der Brust sein, und wie wird man es wieder los?
Arten von Brustschmerzen
Stechende Brustschmerzen beruhen höchstwahrscheinlich nicht auf Krebs, sondern eher auf einer harmlosen Ursache. Dennoch sollte unbedingt der Grund ermittelt werden, damit das Problem behandelt werden kann. Dazu ist es sicher hilfreich zu wissen, dass es drei Arten von Brustschmerzen gibt.
Brustschmerzen können zyklisch sein und im Rhythmus des Menstruationszyklus (Periode) auftreten. Dies ist sehr häufig vor den Wechseljahren und bei einigen Frauen auch danach der Fall. Sie können auch nicht zyklisch sein und infolge eines harmlosen medizinischen Problems in der Brust, wie etwa einer Zyste, auftreten. Und schließlich gehen die Schmerzen möglicherweise nicht von der Brust aus, sondern von der Brustwand (Rippen, Rippenknorpel oder Muskeln), der Lunge, dem Herzen (bei linksseitigem Schmerz) oder strahlen sogar von der Wirbelsäule aus. Bei diesen Schmerzen hat man das Gefühl, sie kämen aus der Brust, also sollte man damit zwecks Abklärung und geeigneter Behandlung unbedingt zum Arzt gehen.
Jede der genannten Ursachen kann eine Erklärung für die Stichschmerzen in der Brust sein, daher sollten bei einer ärztlichen Untersuchung folgende Ursachen geprüft werden:
- Hormonelle Veränderungen
Man geht davon aus, dass normale Schwankungen des Östrogen- und Progesteronspiegels die Ursache für zyklische Brustschmerzen im Zusammenhang mit der Menstruation sind. Diese Schwankungen sind charakteristisch für jüngere Frauen bis etwa 50 Jahre und hören gewöhnlich zu Beginn der Wechseljahre auf. Normalerweise treten Schmerzen aufgrund hormoneller Veränderungen einige Tage vor der Periode auf, werden bei deren Beginn schwächer und verschwinden zum Ende der Menstruation. Der Schmerz betrifft in der Regel beide Brüste, die eventuell etwas anschwellen, und reicht manchmal bis in die Achselhöhlen und die Arme hinunter.
- Zysten in der Brust
Diese gehen häufig mit nicht zyklischen Schmerzen einher. Zysten sind vorwiegend bei 35- bis 50-jährigen Frauen anzutreffen. Diese fühlen sich beim Ertasten zwar möglicherweise als harte Widerstände an und scheinen daher feste Knoten zu sein, sind aber in Wirklichkeit völlig harmlose kleine Flüssigkeitseinschlüsse.
Die Ursache von Brustzysten ist nicht bekannt, allerdings nimmt man an, dass ihre Entstehung eventuell auf einen unausgeglichenen Hormonhaushalt zurückgeht. Wachsende Zysten können durch den Druck auf das umliegende Gewebe Schmerzen verursachen. Normalerweise rufen sie jedoch keine weiteren Symptome hervor und erfordern auch keine Behandlung.
- Abszesse
Abszesse in der Brust sind schmerzhafte, infolge einer bakteriellen Infektion unter der Haut gebildete Eitertaschen. Sie treten vorwiegend bei Raucherinnen, Diabetikerinnen oder Frauen mit Erkrankungen des Immunsystems auf. 4
Bei stechenden Schmerzen in der Brust treten in der Regel weitere Symptome auf, anhand derer sich feststellen lässt, ob die Ursache ein Abszess ist: Sie haben möglicherweise Fieber und können in einem sich übermäßig warm anfühlenden Hautbereich der Brust einen Knoten ertasten.3 Die Brustwarze der betroffenen Brust kann nässen oder eingezogen (nach innen gerichtet) sein.4 Dies mag zwar unangenehm sein, ist aber kein Grund zur Sorge. Sobald der Arzt feststellt, dass es sich um einen Abszess handelt, sorgen Antibiotika in der Regel für Abheilung der Infektion. Möglicherweise muss das Geschwür allerdings durch einen kleinen Hauteinschnitt entfernt werden.
- MastitisDie Mastitis ist eine Brustentzündung, die bei jeder Frau auftreten kann und vermehrt während der Stillzeit zu beobachten ist. Nach einer Geburt kann sie bei stillenden Frauen infolge der Milchansammlung in der Brust oder einer bakteriellen Infektion auftreten.5 Gewöhnlich schmerzt dabei nur eine Brust, entweder während des Stillens oder durchgehend.5 Darüber hinaus kann sich die Brust entzünden, gerötet erscheinen und sich heiß anfühlen, und es können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen und Müdigkeit auftreten.5 Die Behandlung hängt von den Ursachen der Mastitis ab und erfordert eventuell den Einsatz von Antibiotika.
- Fibroadenom und Phylloidtumor
Weitere mögliche Ursachen für Brustschmerzen sind Fibroadenome und Phylloidtumore. Fibroadenome sind weit verbreitete gutartige Knoten, während Phylloidtumore relativ selten auftreten. Letztere sind in der Regel zwar nicht bösartig, in einigen seltenen Fällen aber doch (bösartige Phylloidtumore unterscheiden sich von Brustkrebstumoren). Fibroadenome sind häufiger bei jungen Frauen anzutreffen, können aber in jedem Alter auftreten. Phylloidtumore treten normalerweise bei Frauen zwischen 35 und 55 Jahren auf, wobei sie Studien zufolge vermehrt bei Frauen zwischen 45 und 49 Jahren vorkommen.6
Fibroadenome sind in der Regel nicht schmerzhaft – es sei denn, sie werden größer oder befinden sich an Stellen der Brust, die durch den BH eingeengt werden bzw. beim Schlafen auf dem Bauch unangenehm drücken. Phylloidtumore können recht groß werden: 4 bis 10 Zentimeter oder mehr.6 Dabei kann die über dem Tumor liegende Haut durch die vergrößerte Vene bläulich erscheinen.6 Falls Sie bei sich einen schmerzhaften, tastbaren Knoten und eines der oben genannten Symptome feststellen, sollten Sie beim Arzt eine genaue Diagnose vornehmen und abklären lassen, ob eine Therapie erforderlich ist (Fibroadenome müssen normalerweise nicht behandelt werden, Phylloidtumore sollten jedoch stets entfernt werden).
- FettgewebsnekroseNach einer Operation oder einer Prellung bzw. Verletzung der Brust können sich als Folge einer so genannten Fettgewebsnekrose Knötchen aus abgestorbenen Fettzellen bilden. Diese Knötchen können kreisförmig oder unregelmäßig geformt sein und sind absolut gutartig, verursachen jedoch mitunter Brustschmerzen und lassen sich als Geschwulst ertasten. Dabei kann es zur Rötung, Entzündung und zum Anschwellen der Haut sowie bei Fettgewebsnekrosen hinter der Brustwarze zum Einziehen der Brustwarze kommen. Eine Fettgewebsnekrose tritt tendenziell häufiger bei Frauen mit großen Brüsten auf.7 In den meisten Fällen klingt sie ohne jegliche Behandlung von selbst wieder ab.7 Dennoch sollte man den Befund beim Arzt absichern lassen, da eine Verwechslung mit Brustkrebs mitunter möglich ist. In der Regel wird der Befund durch Mammographie oder Ultraschall abgeklärt, gelegentlich ist jedoch auch eine Punktion erforderlich.
- Kostochondritis
Die Kostochondritis ist eine schmerzhafte Beeinträchtigung der Brustwand, von der am häufigsten Männer und Frauen über 40 betroffen sind. Sie tritt auf, wenn sich der Knorpel, der die Rippen mit dem Brustbein verbindet, entzündet. Der Schmerz hat seinen Ursprung in der Brustwand, macht sich aber in der weiblichen Brust bemerkbar und wird durch Husten, Niesen, Bewegung und Sport oder Kompression der Brust mit der Hand verstärkt. Bei Symptomen dieser Art sollten Sie zum Arzt gehen. Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente lindern die Schmerzen, die mit abklingender Entzündung nach und nach zurückgehen. Dies kann je nach Fall wenige Wochen bis zu einem Jahr dauern.
Diese Hinweise wurden zwar mithilfe von Experten erstellt, sollten jedoch nicht die direkte Rücksprache mit einer medizinischen Fachkraft ersetzen. Bei Brustschmerzen jedweder Art sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Damit können Sie alle Zweifel oder Befürchtungen rasch aus dem Weg räumen und Abhilfe für diese häufig vorkommenden Schmerzen schaffen.
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Literaturhinweise
- Goyal A. Breast pain. BMJ Clin Evid. 2014;10:812. Abgerufen am 6. Februar 2017 unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4200534/.
- Koo MM, von Wagner C, Abel G, et al. Typical and atypical symptoms in women with breast cancer: Evidence of variation in diagnostic intervals from a national audit of cancer diagnosis. NCR Cancer Conference Abstract. 2016. Abgerufen am 3. Februar 2017 unter http://abstracts.ncri.org.uk/abstract/typical-and-atypical-symptoms-in-women-with-breast-cancer-evidence-of-variation-in-diagnostic-intervals-from-a-national-audit-of-cancer-diagnosis/
- NHS Choices. Breast abscesses. 2014. Abgerufen am 6. Februar 2017 unter http://www.nhs.uk/conditions/Breast-abscess/Pages/Introduction.aspx
- Dixon JM, Khan LR. Treatment of breast infection. BMJ 2011;342:d396. Abgerufen am 6. Februar 2017 unter https://www.gp-update.co.uk/files/docs/GP_Update_on_breast_infections.pdf
- PatientPlus Professional Reference. Puerperal mastitis. 2015. Abgerufen am 7. Februar 2017 unter http://patient.info/doctor/puerperal-mastitis#ref-4
- Mishra SP, Tiwary SK, Mishra M, et al. Phyllodes tumor of breast: a review article. ISRN Surg. 2013; 2013:361469. doi: 10.1155/2013/361469. Accessed 7 February 2017 from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3615633/
- Canadian cancer Society. Breast pain (mastalgia). Abgerufen am 7. Februar 2017 unter http://www.cancer.ca/en/cancer-information/cancer-type/breast/breast-cancer/benign-conditions/breast-pain-mastalgia/?region=bc