Veterinärmedizinische i.v. Katheteranlage: Wie man Herausforderungen bewältigt

Peripher intravenöse Katheter (PIVCs, peripheral intravenous catheters) werden häufig bei Veterinärpatienten  angelegt, um Flüssigkeiten und Medikamente zu verabreichen.1 Diese vaskulären Zugangssysteme (VAD – vascular access devices) sind jedoch mit dem Risiko mechanischer, entzündlicher und infektiöser intravenöser (IV) Komplikationen verbunden.1 Die Anlage von i.v. Kathetern stellt nicht-menschliche Patienten vor besondere Herausforderungen.

Herausforderungen bei der Platzierung von i.v. Kathetern in der Tiermedizin

Angst und Stress

Eine veterinärmedizinische Betreuung kann bei nicht-menschlichen Patienten aufgrund von Gerüchen, Lärm, Trennung von Besitzern, ungewohnten Umgebungen und Interaktionen mit anderen Patienten Angstzustände hervorrufen.2 Katzen reagieren besonders empfindlich auf ihre Umgebung und können auf Stress in einer Weise reagieren, die die klinische Beurteilung und Behandlung erschwert.3

Risiko von intravenösen Komplikationen

Die Komplikationsraten im Zusammenhang mit PIVC sind bei Hunden- und Katzen tendenziell niedriger als bei Menschen.4 Insgesamt wurdeKomplikationsrate im Zusammenhang mit PIVC bei Hunden und Katzen von bis zu 20 % nachgewiesen.4 Sie wird bei menschlichen Patienten auf 35–50 % geschätzt.5

Tierärztliche Patienten mit mittelschweren bis starken Reaktionen auf das Einführen eines i.v. Katheters können die Stabilität des Produktes beeinflussen, was zu mechanischen Komplikationen führen kann.1 Bei mehr als einem Punktionsversuch haben sich i.v. Komplikationen bei Hunden und Katzen als wahrscheinlicher erwiesen.1

Eine Beschädigung der endothelialen Schicht während der Anlage des i.v. Katheters kann zuKomplikationen wie Phlebitis, Extravasation oder Schmerzen führen.6 Wenn periphere Venen mehrfach katheterisiert werden, kann dies zu einer venösen Depletion führen.4

Zu den weiteren Komplikationen bei der intravenösen Therapie von Tierpatienten gehören die Entfernung des Katheters durch den Patienten und der Bruch des Katheters, der auf der IÜberwachungsstation häufig vorkommt.4 Aus diesem Grund ist die Sicherung des Katheters bei der Behandlung von Gefäßzugängen in der Tiermedizin von entscheidender Bedeutung.

Risiko einer Exposition gegenüber zoonotischen Erregern

Wie bei menschlichen Patienten kann während der Punktion mit demKatheter Blut aus dem Katheter spritzen oder überlaufen.7 Das Veterinärpersonal hat von signifikant hohen Nadelstichverletzungen (rund 80 %) berichtet.8

Tierärzte tragen ein erhöhtes Infektionsrisiko durch Zoonosen.9 „Zoonotisch“ bedeutet, dass sie zwischen Menschen und anderen Wirbeltieren übertragen werden können.10 Die folgenden Faktoren sollten vor der Anlage eines i.v. Katheters bei einem tierärztlichen Patienten ebenfalls berücksichtigt werden.

Überlegungen zur Anlage von i.v. Kathetern in der Tiermedizin

Die häufigste periphere Einstichstelle bei Hunden und Katzen ist die Vena cephalica.11 Wenn die Vorderbeine nicht für die Anlage eines i.v. Katheters zur Verfügung stehen, kann es notwendig sein, den i.v. Katheter in die laterale Saphenusvene in einer hinteren Extremität zu platzieren.11

Vor dem Legen eines i.v. Katheters sollte sich der Tierarztpatient wohl fühlen und ruhig sein. Es kann erforderlich sein, den Patienten vor der Punktion zu sedieren.4

Das Design von i.v. Kathetern hat nachweislich einen Einfluss auf das Risiko von i.v. Komplikationen bei Menschen.5 Bei menschlichen Patienten wurde nachgewiesen, dass die Raten mechanischer Venenentzündungen je nach Kunststoffzusammensetzung und Oberflächenbeschaffenheit der i.v. Katheter variieren.5 Chhugani et al. fanden heraus, dass PIVCs aus Polyurethan im Vergleich zu PIVCs aus Polytetrafluorethylen geringere Raten von Phlebitis bei Menschen aufwiesen.12

Es hat sich gezeigt, dass Katheteransätze mit einem integriertem Septum das Austreten von Blut während der Punktionverhindern.7,13  Die Kathetergröße ist ein wichtiger Faktor. Bei den meisten Hunde-Patienten können IV-Katheter in der Größe 20 G platziert werden.11 Bei größeren Hunde-Patienten können 18 G verwendet werden.11 Generell wird empfohlen, dass bei Katzen-Patienten eine Größe von 22 G verwendet wird.11 Bei kleineren Tieren können 22 G oder 27 G verwendet werden.14

Schears et al. berichteten über geringere Raten von Phlebitisen bei menschlichen Patienten, deren i.v. Katheter mit Katheterstabilisierungssystemen gesichert waren, im Vergleich zu denen, die mit Klebeband gesichert waren.15

10 Praxisempfehlungen zur Optimierung der Katheteranlage in der Tiermedizin

  1. Wählen Sie einen PIVC mit einem Septum, das in den Katheteransatz hineingeht, um den Blutfluss bei der Punktion, Konnektion und Diskonnektion kontrollieren7,13, wodurch die Notwendigkeit einer Venenkompression entfällt und das Risiko einer Blutexposition verringert wird.13,†,*
  2. Verwenden Sie einen PIVC aus einem Material, das in der Vene weich wird, um die Anzahl der Punktionsversuche zu minimieren und das Risiko einer mechanischen Phlebitis zu verringern.5,12,16,17,*
  3. Passen Sie die Kathetergröße an die Größe des Tieres an.11,14
  4. Wählen Sie eine geeignete Einstichstelle basierend auf dem Status und Zustand des Patienten.11
  5. Entfernen Sie sämtliches Fell an dem Teil der Gliedmaße, an dem sich die Einstichstelle, den Katheteransatz und die Konnektionsprodukte befinden werden.11
  6. Bereiten Sie die Einstichstelle unter aseptischen Bedingungen vor.18,*
  7. Bitten Sie Ihren Tierarzthelfer, den Patienten in sternaler Rückenlage zu fixieren und dabei die Extremität zu strecken, an der der i.v. Katheter gelegt werden soll.11
  8. Bitten Sie Ihren Tierarzthelfer, die Vene anzuheben, indem er sie mit dem Daumen von medial nach lateral rollt.11
  9. Sichern Sie den PIVC nach der Punktion mit einem Katheterstabilisierungssystem.15,*
  10. Befestigen Sie ein Verlängerungsset, um die Bewegung des Katheteransatzes zu begrenzen.19,*

Erfahren Sie mehr über das Management von Gefäßzugängen in der Tiermedizin auf der Infuse 4 VetsTM Website.

Verweise

  1. Crisi PE, De Santis F, Aste G, et al. Inflammatory, Mechanical and Infectious Complications Associated with Peripheral Intravenous Catheters in Dogs and Cats: A Risk Factor Analysis. Vet Sci. 2022;9(3). doi:10.3390/vetsci9030118
  2. Lloyd JKF. Minimising Stress for Patients in the Veterinary Hospital: Why It Is Important and What Can Be Done about It. Vet Sci. 2017;4(2). doi:10.3390/vetsci4020022
  3. Carney HC, Little S, Brownlee-Tomasso D, et al. AAFP and ISFM feline-friendly nursing care guidelines. J Feline Med Surg. 2012;14(5):337-349. doi:10.1177/1098612X12445002
  4. Simpson SE, Zersen KM. Incidence and type of peripheral intravenous catheter complications documented in hospitalised dogs. J Small Anim Pract. 2023;64(3):130-135. doi:10.1111/jsap.13574
  5. Helm RE, Klausner JD, Klemperer JD, Flint LM, Huang E. Accepted but unacceptable: peripheral IV catheter failure. J Infus Nurs. 2015;38(3):189-203. doi:10.1097/NAN.0000000000000100
  6. Kuş B, Büyükyılmaz F. Effectiveness of vialon biomaterial versus teflon catheters for peripheral intravenous placement: A randomized clinical trial. Jpn J Nurs Sci. 2020;17(3):e12328. doi:10.1111/jjns.12328
  7. Haeseler G, Hildebrand M, Fritscher J. Efficacy and ease of use of an intravenous catheter designed to prevent blood leakage: a prospective observational trial. J Vasc Access. 2015;16(3):233-236. doi:10.5301/jva.5000334
  8. Mesquita JR, Sousa SIV, Vala H, Nascimento MSJ. The epidemiology of blood-contaminated needlestick injuries among veterinarians in Portugal. J Agromedicine. 2015;20(2):160-166. doi:10.1080/1059924X.2015.1010061
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  11. Phillips H. Placing IV Catheters – Hints, Tips and Avoiding Common Mistakes for Vet Nurses. Published March 7, 2018. Accessed May 17, 2024. https://vetnurse.com.au/2018/03/07/placing-iv-catheters/
  12. Chhugani M, Mary James M, Thokchom S. A Randomized Controlled Trial to Assess the Effectiveness of VialonTM Cannula Versus Polytetrafluoroethylene (PTFE) Cannula in Terms of Indwelling Time and Complications in Patients Requiring Peripheral Intravenous Cannulation. Int J Sci Res IJSR. 2015;4(12):1075-1080.
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  19. French Society for Hospital Hygiene (SF2H). Prévention des infections liées aux cathéters périphériques vasculaires et sous-cutanés. Published May 2019. Accessed May 17, 2024. https://www.sf2h.net/publications/prevention-des-infections-liees-aux-catheters-peripheriques-vasculaires-et-sous-cutanes-mai-2019.html

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†Im Vergleich zu einem Katheter ohne Sicherheit und ohne Blutkontrolle.

*Empfehlung für Menschen, die auf Veterinärpatienten angewendet werden könnten

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