Die Rolle des pH-Werts von Medikamenten bei der Auswahl eines IV-Katheters
Es gibt viele Faktoren zu berücksichtigen bei der Auswahl des geeigneten Gefäßzugangssystems, einschließlich des Behandlungsplans und der Dauer, des Gesundheitszustands des Patienten, der Gefäßgesundheit und die Art und die Lage des Gefäßzugangssystems, abgestimmt auf den Patienten.1,2 Die physikalisch-chemischen Eigenschaften der Infusionslösungen (einschließlich des pH-Werts der Medikamente) beeinflussen ebenfalls die Auswahl des Gefäßzugangssystems aufgrund des potenziellen Risikos einer Phlebitis.2 In einer Meta-Analyse wurde gezeigt, dass die Inzidenz von Phlebitis auf medizinischen/chirurgischen Stationen bei der Verwendung von PVKs 31 % beträgt.3 Es gibt drei Haupttypen von Phlebitis: mechanisch, infektiös und chemisch.1 Ursachen für mechanische Phlebitis sind u. a Punktionstrauma, hohes Katheter-zu-Vene-Verhältnis oder der Winkel oder die Punktionsstelle des Katheters.1 Infektiöse Phlebitis kann durch Bakterien auf der Haut, am Katheter, in kontaminierten Flüssigkeiten/Medikamenten oder durch eine Infektion an einer anderen Stelle im Körper verursacht werden.1
Chemische Phlebitis ist das Ergebnis einer Endothelentzündung/-verletzung.1 Dies kann u. a durch die Infusion von reizenden Infusionslösungen, Infusionslösungen mit extremen pH-Werten oder Osmolarität, unzureichende Hämodilution oder eine übermäßige Infusionsrate für einen kurzen PVK verursacht werden.1 Osmolarität beschreibt „die Anzahl der osmotisch aktiven Partikel in einer Lösung.“1 Blutplasma hat eine Osmolarität von etwa 290 mOsm/L.4 Intravenöse Flüssigkeiten, die eine höhere osmotische Konzentration als Blutzellen haben, sind hypertonisch;4 hypotonische Lösungen haben eine niedrigere osmotische Konzentration als Zellen.4
Mehr zu diesem Thema: Osmolarität der Infusionslösung: Was ist bei der Auswahl des i.v. Katheters zu beachten?
Der pH-Wert der zu verabreichenden Infusionslösung ist ebenfalls eine wichtige Überlegung.1 Der pH-Wert des Blutes wird durch Puffersysteme im Körper zwischen pH 7,35 und pH 7,45 gehalten.5
Bedeutung eines pH-Wert von Medikamenten
Ein pH-Wert gibt die Konzentration von Wasserstoffionen in einer Lösung an und verwendet eine logarithmische Skala, die von 0 (sauer) bis 14 (alkalisch) reicht.4 Was ist neutral, was ist sauer und was ist alkalisch? Hier sind einige Beispiele: Amiodaron hat einen pH-Wert von 3,5–4,5; Furosemid hat einen pH-Wert von 8,0–9,3; Natriumthiopental hat einen pH-Wert von 10–11.6 Da die pH-logarithmische Skala auf der Potenz von 10 basiert, zeigt eine scheinbar kleine Änderung um 1 pH-Einheit eine Erhöhung oder Verringerung der Konzentration von Wasserstoffionen in der Lösung um das Zehnfache an.4
Mehr zu diesem Thema: Vesikante und irritante Medikamente: Sicherstellung einer sicheren IV-Therapie
Welche Art von Gefäßzugang? Empfehlungen für Lösungen mit hohem oder niedrigem pH-Wert oder reizende(n) oder vesikante(n) Lösungen
In Bezug auf den pH-Wert von Medikamenten schlagen die Europäischen Empfehlungen für die sachgemäße Indikation und Verwendung des peripher venösen Zugängs (ERPIUP) die Verwendung von PVKs für kurz- bis mittelfristige Infusionen von Lösungen mit einem pH-Wert von 5 bis 9 vor.7 Für Lösungen außerhalb dieses Bereichs, mit pH-Werten von weniger als 5 oder größer als 9, besteht in der Literatur ein breiter Konsens, dass diese über einen ZVK verabreicht werden sollten.7 Laut den ERPIUP-Empfehlungen kann eine Verletzung der Endothelschicht der Intima durch die Infusion von reizenden oder vesikanten Lösungen über ein Gefäßsystem mit einem niedrigen Durchfluss wie eine periphere Vene verursacht werden.7 Wenn jedoch die Infusion eines vesikanten Medikaments über einen PVK erfolgt und weniger als 30–60 Minuten dauert, wird die Möglichkeit einer Endothelschädigung minimiert.7
Erstellung einer Liste zur Identifizierung von Lösungen, die potenziell mit Endothelschäden verbunden sein könnten
Der ERPIUP-Konsens empfiehlt, dass klinische Anwender eine Liste peripher inkompatibler Medikamente haben sollten, die möglicherweise Patientenschäden verursachen. Diese Liste soll sie bei er der Auswahl zwischen einem PVK oder ZVK für Patienten unterstützen.7 Der Entscheidungsbaum zur Bewertung von Gefäßzugangssystemen ist ein Werkzeug, das bei der Auswahl des Gefäßzugangs helfen kann. Dieser Leitfaden hat das Ziel, den geeigneten Gefäßzugang basierend auf dem pH-Wert / der Osmolarität der Behandlung, der Therapiedauer, dem Zustand der Venen und anderen Kriterien zu identifizieren.
Verweise
1 Nickel B, Gorski L, Kleidon T, et al. Infusion Therapy Standards of Practice, 9th Edition. J Infus Nurs. 2024;47(1S Suppl 1):S1-S285. doi:10.1097/NAN.0000000000000532
2 Manrique-Rodríguez S, Heras-Hidalgo I, Pernia-López MS, et al. Standardization and Chemical Characterization of Intravenous Therapy in Adult Patients: A Step Further in Medication Safety. Drugs R D. 2021;21(1):39-64. doi: 10.1007/s40268-020-00329-w
3 Lv L, Zhang J. The incidence and risk of infusion phlebitis with peripheral intravenous catheters: A meta-analysis. J Vasc Access. 2020;21(3):342-349. doi:10.1177/1129729819877323
4 Stranz M, Kastango ES. A Review of pH and Osmolarity. Int J Pharm Compd. 2002;6(3):216-20.
5 LibreTexts Contributors. 26.4: Acid-Base Balance. In: LibreTexts Medicine. Published 2024. Accessed November 5, 2024. https://med.libretexts.org/Bookshelves/Anatomy_and_Physiology/Anatomy_and_Physiology_1e_(OpenStax)/Unit_5%3A_Energy_Maintenance_and_Environmental_Exchange/26%3A_Fluid_Electrolyte_and_Acid-Base_Balance/26.04%3A_Acid-Base_Balance
6 University of Illinois Chicago. Drug Information Group. 2021 Update: What are considerations for determining whether a drug may be administered via a midline catheter? University of Illinois Chicago. Drug Information Group. Published September 2021. Accessed November 5, 2024. https://dig.pharmacy.uic.edu/faqs/2021-2/september-2021-faqs/2021-update-what-are-considerations-for-determining-whether-a-drug-may-be-administered-via-a-midline-catheter/
7 Pittiruti M, Van Boxtel T, Scoppettuolo G, et al. European recommendations on the proper indication and use of peripheral venous access devices (the ERPIUP consensus): A WoCoVA project. J Vasc Access. 2021;24(1):165-182. doi:10.1177/11297298211023274
Dieses Quellenverzeichnis mit von Dritten begutachtetem Material (Peer-Review) und die Websites, auf denen das Material bereitgestellt wird, dienen nur zu Ihrer Information und implizieren keine Überprüfung oder Befürwortung des Materials oder einen Zusammenschluss mit den Betreibern. Die Quellen von Dritten (und die Websites, auf die sie verweisen) können Informationen enthalten, die ungenau, unvollständig oder veraltet sind. Ihr Zugang und die Nutzung der Websites Dritter (und aller Websites, zu denen sie verlinkt sind) erfolgt ausschließlich auf Ihr eigenes Risiko.
BD-137282